Gemeinsame Pressemitteilung der Fraktionen von CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FWE in der Eschborner Stadtverordnetenversammlung
Amprion und TenneT planen als Stromnetzbetreiber auf Eschborner Gemarkung, östlich der Landesstraße 3006, ein großes Umspannwerk auf einer Fläche von ca. 20 Hektar zu errichten. Zur Verdeutlichung, 20 Hektar entsprechen ca. 28 Fußballfeldern. In der vergangenen Woche wurden sowohl die Mandatsträger als auch in einer separaten Veranstaltung die breite Öffentlichkeit informiert. Dabei wurde der Standort „E2“ am Streitplacken, mitten im Feld, als die favorisierte Variante der beiden Netzbetreiber präsentiert.
Gefährdete Ackerböden und regionale Versorgung
„Die hochwertigen Ackerböden östlich der L 3006 sichern die Nahversorgung unserer Stadt mit regionalen Erzeugnissen und schaffen wertvolle Arbeitsplätze vor Ort“, so die Fraktionsvorsitzenden Christian Oberlis (CDU), Ute Ebert und Stefan Henschel (GRÜNE) sowie Regine Seidel (FWE). Bereits der Bau der „Regionaltangente West“, der seit einigen Monaten in der Umsetzung ist, wird zu erheblichen Flächenverlusten führen. Mit dem geplanten Umspannwerk droht nun ein weiterer Einschnitt, der die Landwirtschaft hart trifft und die regionale Wertschöpfung aufs Spiel setzt.
Verlust eines Naherholungsgebiets
Die Freiflächen dienen vielen Eschbornerinnen und Eschbornern zudem als beliebtes Naherholungsgebiet: für Spaziergänge, Radausflüge, Skating-Touren oder das Lauftraining. Große Schaltanlagen würden künftig den Blick verstellen und das Landschaftsbild empfindlich beeinträchtigen. Gefällig anzuschauende Visualisierungen der geplanten Anlage, von Amprion und TenneT werbewirksam präsentiert, um ihre Umspannwerke hübsch einzukleiden, können darüber nicht hinwegtäuschen.
Alternativen und mangelnde Transparenz
Die vier Fraktionsvorsitzenden betonen: „Wir erkennen den steigenden Strombedarf in der Metropolregion an – Digitalisierung und Rechenzentren verlangen nach leistungsfähigen Netzen. Wir lehnen ein Umspannwerk auf Eschborner Gemarkung daher nicht grundsätzlich ab. Es muss jedoch verträglich für Anwohner und Landwirtschaft geplant werden. Gasisolierte Anlagen etwa benötigen nur rund die Hälfte der Fläche. Warum Amprion und TenneT solche Alternativen nicht in Erwägung ziehen, ist für uns unverständlich.“
Die Fraktionsvorsitzenden kritisieren zudem die einseitige Vorgehensweise der Netzbetreiber: „Amprion und TenneT führten bereits umfangreiche Kaufgespräche mit Grundstückseigentümern und stellten die Stadt vor vollendete Tatsachen. Eine Informationsveranstaltung für Politik sowie Bürgerinnen und Bürger in Eschborn fand erst in der letzten Woche statt. Dieses Vorgehen vermittelt den Eindruck, als seien die Unternehmen nicht an einer fairen Lösung im Sinne aller Beteiligten interessiert.“
Oppositionsfraktionen verweigern sich der Diskussion
Als Reaktion auf die kurzfristig vorgestellten Pläne von Amprion und TenneT hatten die Koalitionsfraktionen für die Stadtverordnetenversammlung in der vergangenen Woche einen Dringlichkeitsantrag eingebracht. Dieser beschrieb die Vorzugsvariante „E2“ als keine tragfähige Lösung und verlangte alternative Konzepte. Hierzu sollte die Stadt ihren Einfluss geltend machen und ggf. auch Fachgutachten beauftragen. Leider hatten die Oppositionsfraktionen von FDP, LINKE und SPD nicht einmal ein Interesse darüber zu diskutieren und sich den Herausforderungen für Eschborn zu stellen – sie verweigerten bereits der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit ihre Stimme, um den Antrag auf die Tagesordnung zu nehmen.
Oberlis, Ebert, Henschel und Seidel abschließend: „Eschborn braucht eine zukunftsfähige Energie-Infrastruktur – jedoch ohne vermeidbaren Flächenverbrauch auf Kosten von Landwirtschaft und Naherholung. Auch wenn durch die Weigerung der Oppositionsparteien wertvolle Zeit vertan wird, werden wir als Koalition den Antrag im September regulär einbringen und beschließen. Unsere Haltung ist dabei ganz klar: wir wahren damit die Interessen der Stadt Eschborn und der Bürgerinnen und Bürger bei diesem weitreichenden und einschneidenden Projekt.“